Geographieprofil Brüssel 2017

Fritten im Café oder Bericht aus Brüssel von Levy Lüdeke

Die Crux an einer Reise in eine Metropole wie Brüssel ist, dass, sollte man jemals in die Situation kommen schriftlich, mündlich, oder telepathisch von dieser Reise zu berichten, man niemals in der Lage sein wird, dem Reiseziel in seinen Ausführungen gerecht zu werden. Deshalb bleibt dieser Bericht beschränkt auf die Kuriositäten die Brüssel, die „Hauptstadt Europas“, zu bieten hat. Die wohl augenfälligste davon ist meiner Meinung nach die Zweisprachigkeit dieser Stadt: In Belgien sind sowohl Französisch(das von den Wallonen gesprochen wird) als auch Niederländisch (das von den Flamen gesprochen wird) Amtssprachen. In der Praxis bedeutet das, dass selbst die Straßenschilder zweisprachig sind. Da ich den Klang des Straßennamens nicht textlich wiedergeben kann, behelfe ich mich für ein Beispiel anders: Hier hätten wir die „Rue de Chardons“ und auf flämisch steht darunter: „Distelstraat“. Sie erkennen den Unterschied? Eine zweite interessante Eigenart in Brüssel ist, dass man rund um einen Marktplatz mit einer Frittenbude, an den Cafés und Restaurants Schilder lesen konnte, die besagten „Fritten erlaubt“. Es ist also gestattet, sich mit seiner Pommestüte in die gemütlichen Stühle und unter den wohltuenden Schatten eines Sonnenschirms in ein Café zu flüchten(was eigentlich eine gute Geschäftsidee ist, bedenkt man, wie durstig man nach einer Tüte Fritten wird.) Doch auch im Rest der Stadt scheint es völlig legitim, sich vor ein Lokal zu setzten und dort in aller Ruhe eine mitgebrachte Brüsseler Waffel zu verspeisen.

Und hier noch einige architektonische Querschläger:

Was der geneigte Betrachter und Leser hier erblickt ist nicht etwa eine mächtige Kathedrale, in der schon seit Generationen die edlen Häupter gekrönt, vermählt und betrauert werden, nein, es handelt sich um das Brüsseler Rathaus, welches in spätgotischer Pracht den Grand- Place im Stadtzentrum beherrscht. Und so ist dieses, nun „Ratschloss“, ein gutes Beispiel für die Prachtarchitektur der Altstadt, denn selten trifft man auf filigrane Eleganz, meistens auf barocken Pomp, auf goldene Applikationen und aufwendige Reliefs. Ganz anders wiederum verhält es sich mit dem Europaviertel, in dem unter anderem das Europäische Parlament steht. Riesige Gebäudefronten aus Stahl und Glas, die in Architektur geronnene Macht der europäischen Union, lassen den Bewunderer dieser Bauten, zu einem bloßen Zuschauer degradiert, zurück. Brüssel ist anders. Nicht weil es eine Metropole ist, sondern weil es die europäische Metropole ist.

 

Der öffentliche Personen-Nahverkehr von Stefanie Klingelhöfer

Eine Stadt erschließt man sich am besten, indem man sich so benimmt wie die Einheimischen – und die fahren in Brüssel Metro, Tram und Bus. Während das am ersten Tag noch recht spannend war (Welche Linie fährt denn wohin und wo gibt’s die Tickets?) und wir uns als gesamte Gruppe per Tram zum Atomium bewegten, entwickelten wir uns im Laufe der Zeit zu „alten Hasen“. Am zweiten Tag schon gelang es Laura und mir, trotz unseres etwas eingerosteten Flämisch, den Fahrkartenautomaten davon zu überzeugen, die günstigen Zehnertickets auf meine am Tag zuvor mit (meinem ebenfalls sehr rudimentären) Französisch erworbene „Mobib-Karte“ zu laden, woraufhin wir beide fast vor Stolz platzten, also ich zumindest. Auch an den nächsten Tagen eroberten wir weiterhin die Busse und Metrolinien der Stadt, zusammen oder in Kleingruppen. Der Brüsseler ÖPNV fährt nicht nur viel häufiger als der Lübecker, sondern bietet auch ein sehr viel dichteres Netz und ist sehr viel günstiger, weshalb er gut ausgelastet ist. Ein weiterer Grund, warum so viele Menschen Metro, Straßenbahn und Bus nutzen, mag in der Art zu finden sein, wie in Brüssel Auto gefahren wird. Die Ampelfarben gelten mehr als freundlich gemeinte Vorschläge, man tut als Fußgänger gut daran, sich nicht auf das grüne Ampelmännchen allein zu verlassen. Da ist es unter der Erde schon sicherer....

 

Europaparlament Brüssel, 4.07.2017

Am zweiten Tag unsere Klassenfahrt hatten wir das Vergnügen, das einzig wahre Brüsseler Europaparlament zu besichtigen. Nach der reibungslosen und schnellen Anfahrt mit der U-Bahn trafen wir gegen 9.30 in den Palästen Europas ein. Alleine der Anblick des Europaviertels, erbaut aus Stahl und Glas, verschlug uns den Atem. Dieser Eindruck änderte sich auch nach dem Hineintreten nicht. Nach einem Sicherheitscheck und kurzer Wartezeit wurden wir freundlich in Empfang genommen und zu einem Komiteeraum geführt, in welchem uns eine junge Dame für die nächsten zwei Stunden fast alles Wissenswerte über das Europäische Parlament erklärte. Der sogenannte Komiteeraum ließ leider gelegentlich vergessen, dass wir uns im Herzen der europäischen Politik befanden, was jedoch durch die anschließende Besichtigung des Plenarsaals wieder wett gemacht wurde. Interessant zu sehen war die Anzahl der Dolmetscherkabinen im Plenarsaal. Wusstet ihr, dass jeder Abgeordnete das Recht hat, in seiner bzw. ihrer Muttersprache zu sprechen und es so zu einer Vertretung von insgesamt 24 Sprachen gibt? Die Dolmetscher, die für das Europäische Parlament arbeiten, tun ihren Job so schnell und präzise, dass es lediglich zu seiner Verzögerung von 3 Sekunden kommt. Das Europäischen Parlament war, gerade für uns als Gesellschaftswissen-schaftlerInnen einen Besuch wert und hat bereits behandelte Themen aus dem WiPo-Unterricht aufgegriffen und vertieft.

 

Ausflug ins Concept Chocolate von Lara Küpper- Fahrenberg und Elin Briese (12a)

Was wäre ein in Besuch in Belgien, ohne sich mit der bekannten belgischen Schokolade zu beschäftigen? Genau, dem Besuch würde etwas fehlen. Deswegen ging es für uns am Mittwoch unserer Reise in das „Concept Chocolate“, eine kleine Chocolaterie, die für große Firmen wie Coca-Cola oder Minicooper (BMW) Schokolade zu Werbepräsenten verarbeitet und selbst Schokolade verkauft. In dieser sehr kleinen Schokoladenmanufaktur wird alles in Handarbeit hergestellt und „klein“ beschreibt sie wirklich hervorragend, denn sie bestand nur aus einem Raum. Nele, Jacqueline und wir waren an diesem Tag dafür zuständig, den Weg dorthin zu weisen. Bei der Busfahrt ins Concepte Chocolate begann schon das erste lustige Erlebnis des Tages: Elin versuchte mit ihrem Schulfranzösisch den Busfahrer zu fragen, ob der Bus, den wir nahmen, der richtige sei und bekam daraufhin die Antwort des Busfahrers auf Deutsch, da dieser an ihrem Akzent wohl erkannt hatte, dass sie Deutsche ist, was sie etwas traurig fand. In der Chocolaterie angekommen, wurden wir von einem supernetten Mann begrüßt, der uns an diesem Tag viel über Schokolade erzählte. Er hieß Günter (ohne H, versteht sich) und sah mit seiner Brille und dem Hygienehut aus wie der typische Chocolaterie, wie man ihn aus der Lindt-Werbung kennt: er war klein und etwas fülliger und lächtelte durchgängig. Nachdem er uns viele interessante Infos über Schokolade gegeben hatte, durften einige Schüler mithelfen, die flüssige Schokolade in eine Form zu füllen, woraus leckere Nougatpralinen entstanden, die wir später probieren durften. Am Ende konnten wir noch verschiedene Schokoladenprodukte kaufen, die dort hergestellt wurden. Insgesamt war der Besuch im Concept Chocolate eines der Highlights der Woche und hat viel Spaß gemacht. Zum Schluss ein paar Fakten über Schokolade: − Wenn ihr wirklich gute Schokolade sucht, solltet ihr beim Schokoladenkauf darauf achten, dass echte Kakaobutter anstatt anderer Pflanzenfette, wie z.B. Palmöl, verwendet wird. Außerdem sollten die Kakaobohnen eher aus Südamerika als von der Elfenbeinküste oder Ghana kommen. Günter erzählte uns, dass man die bekannte Milkaschokolade gar nicht als Schokolade bezeichnen dürfte, da diese mit vielen Zutaten hergestellt wird, die in guter Schokolade nichts zu suchen haben. Rittersport dagegen ist eine gute Schokolade. − Der Mythos, dass Schokolade ungesund und schlecht für die Haut sei, ist falsch. Kakaobutter ist sogar gut für die Haut und Schokolade an sich kann den Cholesterinwert und den Blutdruck senken. (Natürlich sollte man sie aber auch nur in Maßen und nicht in Massen essen.)

 

House of European History von Konstantin Stolze

Am Mittwochnachmittag sind wir, „der harte Kern“, wie Frau Klingelhöfer ihn spaßeshalber nannte, zum House of European History gegangen. Dieser Name entstand durch unsere kleine Gruppengröße bestehend aus 3 Schülern und 2 Lehrkräften, die trotz der zwei vorherigen Programmpunkte noch diesen dritten besuchen wollten (was sich als sehr gute Idee herausstellte.) Das Museum erstreckt sich über 7 Etagen. Die ersten zwei Etagen zeigten eine interaktive Wechselausstellung über „Jahrhunderte von Handel, Kampf und Kreativität“. Die nächsten 5 Etagen zeigten die Dauerausstellung, die uns die Geschichte Europas, angefangen mit dem 19. Jahrhundert, durch die beiden Weltkriege, den Kalten Krieg hin zu der Gründung der Europäischen Union bis hin zum 21 Jahrhundert näherbrachten. Begleitend für unseren Besuch bekam jeder von uns ein Tablet, was den Besuch des „House of European History“ in den 24 Amtssprachen der EU möglich machte. Wir waren knapp 2 Stunden im Museum und waren alle fünf der Meinung, das wir noch mehr Zeit hätten dort verbringen können, was leider nicht möglich war, da das Museum um 18 Uhr schließt. Wir alle waren fasziniert von der Menge der Informationen. Am Beeindruckendsten waren aber, in meinen Augen, die sich über 80 000 Seiten erstreckenden EU- Rechtsverträge, die auf einem langen Tisch lagen und sich über die Hälfte eines Raumes ausbreiteten. Abschließend kann ich nur sagen, dass sich der Besuch gelohnt hat und sehr empfehlenswert ist.