Studienfahrt des Biologieprofils nach Cilento, Italien

Durch die noch dunkle, norddeutsche Nacht brachten uns Eltern mit dem Auto zum Helmut-Schmidt-Flughafen in Hamburg. Im Empfangsgebäude die Klasse zu finden, war die erste Herausforderung der Studienfahrt. Nach unserem zweistündigen Flug nach Neapel in Italien war es schon beim Verlassen des Flugzeugs zu spüren: die Wärme, oder besser Hitze, war erdrückend. Viele wechselten gut vorbereitet ihre Kleidung in den Toiletten des Flughafens.

Pompeii, die antike Stadt, die 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuvs untergegangen war, lag auf dem Weg zu unserer Unterkunft, sodass wir dort einen Zwischenstopp zur Besichtigung einlegten. Das Gelände, über das sich Pompeii erstreckt, kam jedem unendlich vor. Selbst nach mehreren Stunden, die man in der prallen Hitze durch Straßen, Gänge und Häuser gewandert war, hatte man immer noch das Gefühl, dass man etwas übersah oder verpasste. Trotzdem bestiegen wir nach einem kleinen Mittagssnack wieder unseren Bus zur Weiterfahrt nach Casal Velino, unserem Zielort.

Auf dieser Fahrt konnte man, wenn man nicht gerade eingeschlafen war, einen Eindruck von Italien bekommen, wie man ihn über Bilder oder Videos nie vermitteln könnte. Abwechselnd sahen wir kleine Städte oder Dörfer und dann wieder ein endlos scheinendes Nichts aus grünen Bergen mit verschneiten Spitzen, die bis über die Wolken ragten. Einzelne Häuser, bei denen sich einige fragten, wer dort wohl wohnen würde, zierten die monströsen Berge.

Plötzlich befuhren wir eine lebhaftere Gegend und erreichten kurz darauf den Hydra Club, unser vorübergehendes Zuhause für die nächsten sieben Tage. Natürlich waren alle sofort wieder hellwach und beäugten die kleine hellrosa Burg vor uns. Aber lange Zeit hatten wir nicht, die ersten Eindrücke auf uns wirken zu lassen, denn gerade aus dem Bus ausgestiegen bekamen wir wichtige Information zum Hotel und der Gegend von unserer persönlichen Ansprechpartnerin Raphaela. Nach dem Abendessen war der erste Tag auch schon vorbei und wir zogen uns für die erste Nacht auf italienischem Boden in unsere Zimmer zurück.

Mehr als ein gemurmeltes 'Guten Morgen' durfte man von einigen zum Frühstück am nächsten Morgen noch nicht erwarten. Neben einem gemeinsamen Mittagessen am Strand besuchten wir an unserem zweiten Tag in Italien die Meeresschule. So hieß dort das Biologiezentrum, in welchem wir einen informativen Vortrag zum Surfen und Segeln und den Zusammenhängen von Mathe und Physik mit diesen Sportarten bekamen. Dieser Vortrag wurde gehalten von Yannik, einem Surflehrer, den wir am nächsten Tag noch einmal wiedersehen würden.

Am nächsten und somit dritten Tag unserer Studienfahrt war es an der Zeit das am Tag zuvor gelernte umzusetzen. Also trafen wir uns mittags am Surfcenter, wo wir vor den Aktivitäten im nahegelegenen Restaurant noch etwas essen konnten. Und für viele war dies etwas, was wohl jeder in Italien mindestens einmal essen wollte: Pizza. „Manchmal ist weniger mehr“, so Rebecca M. über ihre Pizza mit Büffel-Mozzarella, Basilikum und frischen Tomaten. Frisch gestärkt begannen wir dann das Surfen und Segeln. Für diejenigen, die Katamaransegeln gewählt hatten, ging es sofort aufs Wasser. Für die Surfer stand noch eine Stunde Theorie an. Alle hatten bei ihrer jeweiligen Aktivität viel Spaß und Erfolg, sodass sich der Tag auf jeden Fall gelohnt hat. Nach der theoretischen Nachbereitung des Gelernten ging für uns dieser Tag jedoch noch nicht zu Ende.

Einige Schüler stellten sich noch tapfer einer weiteren Klasse aus Deutschland auf dem Volleyballplatz entgegen und konnten sich der Unterstützung der Anderen bis zum Schluss sicher sein. Niemand konnte erahnen, dass wir am nächsten Tag ebenfalls sportlich herausgefordert werden würden.

Aber als die Lehrer uns beim Frühstück von ihrer Idee, nach Pioppi zu wandern, erzählten, hielt sich bei einigen die Freude in Grenzen. Schlussendlich hat sich jedoch jeder der Herausforderung gestellt. Und diese umfasste eine mehrstündige Wanderung bei enormer Hitze, mit mehreren Steigungen die Berge hinauf und nach einem grandiosen Ausblick auf das Meer auch wieder hinab. Dementsprechend groß war die Freude, als der benachbarte Ort Pioppi erreicht wurde. Das eine oder andere Opfer hatte die Sonne zu dem Zeitpunkt leider schon gefordert. „Die Nackenkante brannte“, war der sich reimende Kommentar der stets optimistischen Svenja M. zu ihrem schmerzenden Sonnenbrand. Denn angesichts der Tatsache, dass sie mitunter am schlimmsten getroffen wurde, war sie dennoch immer gut gelaunt. Nach einer Mittagsrast wurden wir mit einem Motorboot abgeholt und zurück zum Hafen, der zu Fuß nur wenige Minuten vom Hotel entfernt war, gebracht. Erschöpft genossen einige ein leckeres Eis in der Siesta.

Auch an diesem Tag konnten gewisse Entwicklungen innerhalb der Klasse beobachtet werden: Schüler, die sonst nur flüchtigen Kontakt hatten, kamen ins Gespräch und die Grüppchenbildung im Allgemeinen lies nach. Auch das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern profitierte von der freundschaftlichen und gelassenen Atmosphäre. Diese war auch geprägt von verschiedensten musikalischen Interpretationen eines Helge Schneider Lieds unseres Mathelehrers. Noch lange nach der Studienfahrt werden die Worte „Es gibt Reis“ und „Schüttel dein Haar“ vielen im Gedächtnis bleiben. Wir beendeten den Tag gemeinsam am Strand bei unterhaltsamen Gesellschaftsspielen in großer Runde.

Unsere Vorbereitung für‘s Schnorcheln war für den fünften Tag relativ spät angesetzt, weshalb wir, nachdem unser Frühstück schon mehrere Stunden zurücklag, wie am ersten Tag gemeinsam am Strand picknicken konnten. Wir teilten eine ganze Melone, auch hatten einige noch Brot und verschiedenste andere Früchte besorgt. Diese Momente, in denen die Klasse Zeit miteinander verbrachte, waren der Grund warum die Klassengemeinschaft von dieser Studienfahrt so sehr profitierte. „Man konnte alle aus der Klasse mal anders erleben und anders kennenlernen“, begründet Julia K., dass die Situation innerhalb der Klasse nun so viel angenehmer ist. Und damit ist sie nicht die Einzige, die diese Meinung vertritt.

Am Nachmittag hörten wir im Biologiezentrum einen Vortrag über die Bewohner des Mittelmeeres und deren Lebensraum. Wir erfuhren zudem auch viel über das Mittelmeer selbst und dass auch sonst auf der Welt weitere Mittelmeere gefunden werden können.

Am vorletzten Tag der Studienfahrt brachen wir morgens zum Schnorcheln auf. Am Hafen wurden wir bereits erwartet und konnten uns in unsere Neoprenanzüge zwängen. Danach wurden wir auf zwei Motorboote aufgeteilt und zum Schnorchelgebiet vor Pioppi gefahren. Jedem war am Tag zuvor ein Meeresbewohner zugeteilt worden, welchen er beobachten sollte, um ihn später vorstellen zu können. Die Zeit die wir im Wasser verbrachten ging leider viel zu schnell vorbei, somit kamen wir zur Mittagszeit wieder am Hafen an und durften unsere Siesta selbst gestalten bis wir um 14 Uhr unsere Nachbereitung inklusive Präsentationen abhielten. Die Vorstellung der beobachteten Lebewesen gestaltete sich sehr kreativ und überraschend amüsant.

Um am nächsten Abend die Möglichkeit zu haben, früh ins Bett zu gehen und vor der frühen Abreise so viel Schlaf wie möglich zu tanken, verlagerten wir unsere 'Abschieds-Party' auf den vorletzten Abend. Diese Party bot verschiedenste Karaoke-Vorführungen, unter anderem von den Lehrern. Dabei entstanden so manche witzige Situationen und Darstellungen, die den Abend zu einem netten frühzeitigen Abschluss machten.

Der Morgen des letzten Tages begann mit warmen Waffeln zum Frühstück. Und warm wurde uns auch auf unserem Spaziergang über den Wochenmarkt an der Promenade. Diesem folgte ein angenehmes Picknick im örtlichen Park im Schatten der Bäume. Obst war das beste, was man bei so einer Hitze essen konnte, um gleichzeitig seinen Hunger und seinen Durst zu stillen. Nach der Siesta genossen wir ein letztes Mal den warmen Mittelmeerstrand, den wir in wenigen Gehminuten erreichen konnten. Aber auch die schönen Momente müssen irgendwann vorbei sein. So mussten wir uns danach schon daran machen unsere Koffer zu packen, um am nächsten Morgen den Zeitplan einhalten zu können. Nach dem Abendessen fand noch ein Abschlussgespräch mit Raphaela statt, dabei hieß es Abschied nehmen.

Der letzte Morgen kam für viele viel zu schnell: Um 5.15 Uhr mussten wir unsere Zimmer aufgeräumt und gesäubert verlassen. Ein letztes Frühstück wartete schon auf uns. Punkt 6 Uhr stand dann auch der Bus vor dem Hotel, der uns zurück zum Flughafen bringen sollte. Man hatte fast das Gefühl, als würde sich der Kreis schließen, als man an all den Bergen und Häusern vorbeifuhr und sich in Erinnerung rief, dass man doch vor einer Woche schon einmal daran vorbeigefahren war. Die Mehrheit hätte sich gefreut, hätte der Busfahrer am nächsten Kreisverkehr den Weg zurück zum Hotel eingeschlagen. Leider fuhr er aber bis zum Flughafen. Auch die Allerletzten, die es bis dahin nicht realisieren wollten, erkannten beim Start des Flugzeuges, dass unsere Studienfahrt nun vorbei war und wir Italien und somit auch viele Erlebnisse, die nun nur noch Erinnerungen waren, hinter uns ließen.

Diese Studienfahrt wird für die meisten vermutlich die letzte Klassenfahrt der Schullaufbahn gewesen sein. Am 1. Juli 2017 fuhren zweiundzwanzig Schülerinnen und Schüler los und am 8. Juli 2017 kehrte eine Klasse zurück, die wohl keinen Moment dieser Woche jemals vergessen wird.

 

Lara Hagemeister