ZISCH - Artikel in den LN

Am 10. Dezember 2014 erschien in den Lübecker Nachrichten folgende Reportage über das Lübecker Stadttheater, die von den Schülerinnen und Schülern der Klasse 10c im Rahmen des Projekts "ZISCH" (Zeitung in der Schule), verfasst wurde.

 

Große Pracht hinter grauer Kulisse

Ein ehemaliger Speisesaal, Maschinenzüge, Podien: So spannend sind Führungen durch das Lübecker Stadttheater

„Gut, nun folgt mir!“, bittet Theaterpädagogin Katrin Ötting (36) nach ein paar einführenden Worten und beginnt ihre Führung durch das Labyrinth des Lübecker Stadttheaters in der Beckergrube. Insgesamt 330 Mitarbeiter sind hier tätig, aufgeteilt in verschiedene Bereiche.

Erster Stopp gleich im kleinsten Raum mit der kleinsten Bühne, im „Jungen Studio“. „Das Studio war ganz früher mal ein Speisesaal. Es ist praktisch für Interaktionen mit dem Publikum, außerdem brauchen die Schauspieler hier nicht so viel Schminke wie auf den größeren Bühnen, da sie nicht so weit von dem Publikum entfernt sind.“ Das Studio ist experimental nutzbar, was bedeutet, dass man die Zuschauerplätze beliebig im Raum verteilen kann. So kann man das Gefühl erzeugen, immer am Geschehen des Stückes beteiligt zu sein.

Mit wachsendem Interesse folgen wir unserer Führerin zum nächsten Hingucker in die „Kammerspiele“ mit über 300 Sitzplätzen. Sofort fällt die schmuckvolle Architektur auf. „Dies hier war mal ein Ballsaal, auch Marmorsaal genannt, der 1908 von dem Architekten Martin Dülfer entworfen wurde,“ erklärt Katrin Ötting. „An der Decke könnt ihr die sogenannten Klangsegel erkennen, die dafür sorgen, dass die Stimmen der Schauspieler nicht einfach im Raum untergehen!“

Auf der Bühne sind gerade ein paar Bühnentechniker damit beschäftigt, Vorbereitungen für die nächste Aufführung zu treffen. Ein kleiner Teil der Bühne kann sich heben und senken lassen und besitzt auch eine externe Drehplatte, die man, wenn nötig, anbringen kann. Und schon geht es für die Klasse weiter zum größten und prachtvollsten Raum, dem sogenannten „Großen Haus“. Die Bühne dort ist nicht nur die größte im gesamten Theater, sondern sie besitzt auch die meiste Technik. Dazu gehören mehrere Scheinwerferbrücken, unzählige Hand- und Maschinenzüge und drei Podien, die gerade herunter-gefahren werden, sodass wir danach die Bühne betreten dürfen. Der Blick in den momentan nur schwach ausgeleuchteten Zuschauerraum für fast 800 Menschen lässt uns ahnen, wie man sich als Schauspieler hier fühlen muss.

Über die Seitenbühne geht es zum „Magazin“, wo die verschiedenen Bühnenbilder und Requisiten stehen. Nach dem Magazin gelangen wir in die Tischlerei mit vielen Holzbearbeitungsmaschinen und steigen in einen Fahrstuhl, der bis zu 4000 Kilogramm tragen kann und wegen seiner Ausmaße auch schon für Aufführungen benutzt wurde.

Aufwärts geht es zum Malersaal, wo Besucher gleich von stimmungsvollen Gemälden und Requisiten umgeben sind. Vor ihnen befindet sich eine Art Wohnzimmer, an der gerade ein Theatermaler etwas bearbeitet. Leider reicht die Zeit nicht mehr für einen Besuch in der Maske, was besonders unsere Mädchen schade finden. Über verwinkelte Gänge und Treppen geht es zurück zur Eingangshalle, zum Ende einer eindrucksvollen Besichtigungstour. Nach einer solchen Führung sieht man die nächste Aufführung mit anderen Augen.                   

Von der Klasse 10c der GGS St. Jürgen